Lutz Wagner begeistert emsländische Schiedsrichter
Der Kreisschiedsrichterausschuss mit ihrem Vorsitzenden Tobias Dankert hatte sich für den allmonatlich stattfindenden Schiedsrichterlehrabend etwas ganz Besonderes einfallen lassen. So wollte man versuchen, den ehemaligen DFB-Schiedsrichter Lutz Wagner für einen Vortrag vor den Sportkameraden zu gewinnen, und – so war Tobias Dankert gleichermaßen überrascht und erfreut – es sollte tatsächlich klappen.
So kam es, dass an dem Abend in einem voll besetzten Saal im Kolpinghaus in Meppen Lutz Wagner als Hauptreferent begrüßt werden konnte. Neben diesem DFB-Vertreter begrüßte Dankert außerdem noch Bernd Domurat (NFV-Verbandsschiedsrichterobmann), Heinz-Gerd Evers (Vorsitzender NFV-Kreis Emsland), Bernd Kettmann (NFV-Vizepräsident und Vorsitzender NFV-Bezirk Weser-Ems) mit Mitgliedern aus seinem Bezirksvorstand sowie die Mitglieder des Kreisschiedsrichterausschusses und des NFV-Kreisvorstandes.
In seinen kurzen einführenden Worten ging Dankert auch auf einen mutmaßlich tätlichen Angriff gegen einen Schiedsrichterkollegen ein, der leider dazu geführt habe, dass der ehemals weiße Fleck im Emsland bezüglich Gewalt gegen Schiedsrichter nun ein deutlich schmutzigeres Aussehen bekommen hat, dieser Vorfall natürlich sportrichterlich behandelt wird und ggf. sogar zivilrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen könnte. Er hob dabei auch hervor, dass alle Schiedsrichter bei der Ausübung ihres Amtes auf die volle Unterstützung des Schiedsrichterausschusses zählen könnten.
An seine Schiedsrichterkollegen gerichtet beklagte er allerdings die zu vielen Rückgaben von Spielansetzungen und appellierte daran, jeweils seine persönlichen Termine zu pflegen und die Spielansetzer von unnötigen Verlegungen zu verschonen. Er ermahnte auch die Anwesenden dazu, regelmäßig die Ausschreibungen zu lesen und die Änderungen darin zu beachten. Für die Zukunft wolle man sich noch mehr der wichtigen Talentförderung widmen, und dieses besonders auch mit dem Fokus auf Schiedsrichterinnen. Darüber hinaus sei das Denken und Handeln in den Altkreisgrenzen beendet und man wolle nur noch als Kreis Emsland fungieren.
Heinz-Gerd Evers, Vorsitzender im NFV-Kreis Emsland, ging ebenfalls kurz auf den schlimmen Gewaltvorfall ein und appellierte an die gesamte Fußballfamilie im Emsland, solidarisch zu handeln. Er bedankte sich ausdrücklich bei der Schiedsrichtergilde für ihr Engagement für den Fußball im Emsland. An die Vereine gerichtet bedauerte er, dass in einigen Fällen Strafgelder erhoben werden müssen, wenn diese nicht genügend Schiedsrichter stellen. Letztlich hätten sie die Höhe der zu zahlenden Beträge selbst in der Hand, wenn sie genügend Schiedsrichter ausbilden ließen. „Geld schießt keine Tore, hat mal ein kluger Mensch gesagt, aber Geld pfeift auch keine Spiele!“
Bernd Domurat, Vorsitzender des Verbandsschiedsrichterausschusses, verband seinen Dank an die Schiedsrichter mit dem Hinweis, dass er stolz sei auf den „Vorzeigekreis Emsland“, der schon sehr früh alle im Schiedsrichterwesen tätigen Gruppen bestens ausgestattet habe, um erfolgreiche Lehrarbeit zu gewährleisten. Ganz besonders erwähnte er das im Jahr 2018 ausgerichtete Jungschiedsrichter-Turnier, welches sehr professionell durchgeführt worden war und bei allen Beteiligten einen nachhaltig positiven Eindruck hinterlassen habe. Er wünsche dem Emsland, dass neben den beiden aufstrebenden Kollegen Stefan Zielsdorf und Max Niehoegen bald noch mehr emsländische Schiedsrichter in den obersten Spielklassen auftauchen.
Und dann kam Lutz Wagner! In einem sehr kurzweiligen, teilweise mitreißenden Vortrag ging er immer wieder auf aktuelle Spielszenen ein und verband damit gleichzeitig den Hinweis, wo für einen Schiedsrichter in seinem persönlichen Weiterkommen noch Optimierungspotenzial vorhanden sein könnte. Bevor man also während des Spiels bei einer bestimmten Szene zu einer Entscheidung kommt, muss man diese zunächst blitzschnell bewerten, nachdem man sie erkannt hat. Ein guter Schiedsrichter erkennt allerdings nicht nur eine Situation, sondern er erahnt sie möglichst schon vorher. Sehr anschaulich machte er dieses auch am Beispiel der ehemaligen FIFA-Weltschiedsrichterin Bibiana Steinhaus fest, der er einige Tipps gegeben habe und sie so ihre Spielleitungen deutlich verbessern konnte.
Bei vielen strittigen Szenen aus den Spielen der letzten Wochen, die er als kurze Videosequenzen einspielte, bezog er dann immer wieder Schiedsrichterkollegen aus der Versammlung mit ein, um ihre Einschätzung dazu abzugeben. Auch anhand solcher Szenen wurde deutlich, wie die Kommunikation zwischen dem „Kölner Keller“ (der sich nicht in Köln, sondern in Deutz in einem 1. Obergeschoss befindet) abläuft und wie viele verschiedene Kameraeinstellungen dort jeweils zur Bewertung herbeigezogen werden müssen.
Wie gut der Vortrag von Lutz Wagner, mit viel „Feuer“ und häufigem bewussten Abrutschen in den hessischen Dialekt versehen, bei den Anwesenden ankam, konnte man an deren anschließendem, lang anhaltendem Applaus ablesen.
Zum Ende des Lehrabends wurde noch den vielen Schiedsrichter-Paten, die sich für die ersten Spiele der jungen Schiedsrichter zur Verfügung stellen, gedankt und Gero Schoppe und Tobias Dankert übergaben ihnen dazu jeweils eine Schreibmappe.